
5.45 Uhr in der Turnhalle in Tongeren*
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Der Mann und ich waren in Tongeren/ Belgien. Ich weiß nicht, ob es noch ein anderes Tongeren gibt, als das in Belgien, aber mit der Länderangabe ist es vollständiger, finde ich.
Falls ihr ein Ziel für einen Kurztrip sucht, das nicht weit entfernt von der deutschen Grenze liegt, dann schlage ich euch Tongeren in Belgien vor. Warum?
Meine Argumente lest ihr im Folgenden:
- Wann sieht man schonmal einen halbnackten Mann auf dem Marktplatz?
- Welche mysteriösen Dinge trieben uns sonntags morgens um 5.45 Uhr in die Turnhalle?
- Shopping in Tongeren geht nur mit Musik
- In der Nähe liegen gleich zwei Haupstädte Limburgs (hä, zwei? Ja, zwei.)
Hört sich schon gut an? Dann lest mal weiter, was ich über diese kleine belgische Stadt gelernt habe.
Damit wir wissen, womit wir es zu tun haben, erzähle ich euch eben kurz etwas über die Entstehung eures Reiseziels. So bilden wir uns direkt kulturell weiter – und das kann schließlich nie schaden, nicht wahr?
Tongeren ist nicht nur eine kleine, sondern tatsächlich die älteste Stadt Belgiens. Früher wurden die einheimischen Stämme hier ziemlich von den Römern gepiesackt und immer wieder überfallen .
Aber im Jahr 54 n.Chr. gab es glücklicherweise den halbnackten Mann auf dem Marktplatz – oder besser bekannt als der mutige König Ambiorix der Eburonen, der seinen Stamm in einen Kampf gegen die Römer führte und … tadaaa … tatsächlich die Römer besiegte! Deswegen sind die Einwohner Tongerens noch heute stolz auf ihren Ambiorix. Er ist quasi der lokale Star, denn sogar Julius Cäsar, der ja damals der unterlegene Gegner war, nannte die Belgier nach der gewonnenen Schlacht die mutigsten aller Gallier.
Aber wie es sich für einen Anführer von Cäsars Format gehört, war das natürlich nicht ernst gemeint. Tatsächlich wollte er sich für die Niederlage rächen und den starken König Ambiorix nur einschleimen und in eine Falle locken, um ihn zu schnappen.
Warum auch immer – aber das gelang ihm nie. Der Legende nach tauchte Ambiorix nie wieder in der Öffentlichkeit auf.
Vielleicht auch deswegen, weil er sich nie fangen ließ, sind die Nachfahren der Eburonen, die heutigen Bewohner Tongerens, so stolz auf ihn und haben ihm auf dem Grote Markt von Tongeren eine Statue errichtet. Ich tippe mal, dass er der meist fotografierteste Mann in Tongeren ist. Schlecht sieht er ja nicht aus, nicht wahr, Mädels?
Wie das früher so üblich war, haben die Römer schlussendlich dann doch noch gewonnen und die kleine Stadt Tongeren zu einer der größten Städte im nördlichen Gallien gemacht. Einfach deshalb, weil sie strategisch günstig gelegen war. Wie wichtig die Stadt für die Römer gewesen sein muss, kann man daran erkennen, dass sie unglaublich viel gebaut haben.
Deshalb kann man an jeder Ecke irgendwelche römischen Hinterlassenschaften finden. Ich gebe zu, dass mich die Besichtigung der alten Steine nicht soooo sehr interessiert. Aber im Dunkeln sind sie wunderschön beleuchtet und sehen klasse aus.
Für Menschen, die an römischer Geschichte ein bisschen mehr interessiert sind als ich, bietet die Stadt Tongeren liebevoll zusammengestellte Führungen mit verschiedenen Schwerpunkten an, die immer etwas mit den römischen Bauwerken zu tun haben. Das könnt ihr hier nachsehen: Tagesprogramme Tongeren (klick).
Klar gibt es in Tongeren auch das Übliche: alte Kirchen, eine Liebfrauenbasilika und einen im Dunklen schön beleuchteten Beginenhof.
Wir waren aber diesmal nicht so kulturell vorbildlich, sodass ihr die Details am Besten hier einmal nachschaut (klick): Kultur in Tongeren.
Besonders bekannt aber dürfte dieses kleine belgische Städtchen bereits seit 30 Jahren für eine andere Attraktion sein und wegen dieser sind auch wir nach Belgien gereist.
Man trifft sich sonntags um 5.45 Uhr in der Turnhalle.
„Waaas? Warum macht man denn sowas?!“, werdet ihr euch sicher fragen. Na ist doch klar: Wir haben den größten Antiquitäten- und Flohmarkt der BeNeLux-Länder besucht! Genial! An jedem Sonntag des Jahres (!) zwischen 6.00 Uhr und 13.00 Uhr findet in Tongeren der größte Antiquitäten- und Flohmarkt der Niederlande, Belgiens und Luxemburgs statt.
Gut, ich gebe zu, dass der Markt uns nun gerade nicht als „der größte der BeNeLux“ erschien, denn es war Ostersonntag 2018 und schlechtes Wetter. Daher waren verständlicherweise nicht alle Straßen mit Ständen voll. Das hätten wir uns ja auch denken können – hatten wir aber nicht. Im Sommer sollen alle Straßen voll mit Händlern und Privatleuten sein, die ihre Waren anbieten. Am Ostersonntag waren im Wesentlichen „nur“ professionelle Händler da, weil die privaten bestimmt zuhause Ostereier suchen mussten.
Der Antiquitätenmarkt findet im Prinzip in vier quadratisch zueinander liegenden Strassen und entlang der Überreste der römischen Mauer statt (da haben wir sie wieder, die römischen Überreste):
Leopoldwal, Veemarkt, Maastrichterstraat, de Schiervelstraat, Clarissenstraat. Außerdem sind unzählige Stände in der Eburonenhalle (benannt nach dem Stamm des Königs Ambiorix, gemerkt?) und im ersten Stock des Julianus Parkhauses aufgebaut.
Wir können es jetzt tatsächlich aus allererster Hand berichten, denn wir waren um 5.45 Uhr da. Jawohl! Streber? Nein, hippelig, dass andere das Beste wegschnappen könnten. Die Gefahr bestand allerdings nicht, denn erstens war es noch dunkel und an den Ständen draußen konnte man nicht so richtig viel erkennen und in der Turnhalle (sorry, Eburonenhalle) trudelten die Händler nach und nach ein und bauten gerade erst auf. Aber das lag wohl daran, dass Ostern war. Ich gehe davon aus, dass man im Sommer schon richtig aufpassen muss, dass um 6.00 Uhr nicht bereits die besten Geschäfte des Tages gemacht werden, ohne dass man selbst dabei ist.
Wenn ihr nicht mitten in der Nacht aufstehen und nach Tongeren fahren wollt, dann bucht euch am besten ein Hotel. Guckt euch das hier mal an und ihr werdet gleich verstehen, weshalb wir – aus Versehen – strategisch perfekt gebucht hatten:
Beide bekannten Hotels liegen – wie könnte es anders sein – im Inneren des Antiquitätenzirkels: das Eburonhotel, in dem wir waren, und das Ambiohotel. Ihr müsst dann also nur aus dem Bett fallen und seid praktisch direkt auf dem Antiquitätenmarkt. In der Kneipe der Euronenhalle bekommt ihr morgens schon vor sechs Uhr Kaffee und deutsche Schlager (ja, ernsthaft) und auf der Maastrichterstraat verkauft ein Bäcker bereits ganz früh frische Brötchen und Croissants. Außerdem öffnen die circa 40 Antiquitätengeschäfte in der Innenstadt ihre Tore.
Wenn ihr auf dem Antiquitätenmarkt nicht euer gesamtes Urlaubsbudget auf den Kopf gehauen habt, dann könnt ihr an Werktagen und samstags sowie jeden ersten Sonntag im Monat ab 13 Uhr shoppen gehen. Leider muss man sagen, dass die Innenstadt von Tongeren dabei ist, auszusterben. So kam es mir jedenfalls vor. Es gibt ziemlich viel Leerstand, aber doch noch einige kleinere Boutiquen und Geschäfte sowohl in der Innenstadt als auch in dem Julianus-Forums.
Was ich als wirklich besonderes bemerkenswert in Erinnerung behalten habe, ist, dass auf den Straßen der Innenstadt Musik zu hören ist. Alle paar Meter hängen Lautsprecher an den Hauswänden und übertragen Musik – wahrscheinlich die eines lokalen Radiosenders. Sehr faszinierend. So etwas habe ich noch nie gesehen oder gehört. Falls ihr eine Stärkung braucht, findet ihr auf dem Grote Markt einige Restaurants, Bars und eine Brasserie.
Wem Tongeren allein zu klein ist, hat noch viele weitere Tagesziele zur Auswahl, die schnell zu erreichen sind. Abgesehen von der schönen Umgebungsnatur, hat Tongeren einen entscheidenden Vorteil, den schon die Römer erkannt haben: die Lage!
Innerhalb einer guten halben Stunde erreicht ihr von Tongeren aus Hasselt und Maastricht, die beiden Hauptstädte der Provinz Limburg. Hasselt ist die belgische Hauptstadt von Limburg und Maastricht ist die niederländische Hauptstadt. Beide sind toll! In beiden Städten könnt ihr shoppen, bis die Karte glüht und ihr könnt wundervolle alte Gebäude und niedliche Gassen bestaunen. Und in beiden Städten könnt ihr shoppen, bis die Karte glüht.
Detailliert werde ich hier an dieser Stelle nicht auf die beiden schönen, aber sehr verschiedenen Städte eingehen, denn ich will ja nicht Tongeren die Show stehlen. Es sei nur soviel gesagt: Beide Städte sind ein lohnendes Tagesausflugsziel.
Zusammenfassend gesagt: Tongeren bietet von allem etwas – Kultur, eine schöne Landschaft in unmittelbarer Umgebung, einen großen Antiquitätenmarkt, kleine Geschäfte, alte Gebäude und eine gute Lage, um Ausflüge nach Holland oder Belgien zu unternehmen.
Hashtag #nicolasreisekostenklartext
Reiseart | keine Pauschalreise |
Reiseziel | Belgien, Tongeren |
Transportmittel | Auto |
Personen | 2 |
Dauer | 3 Tage |
Verpflegung | Übernachtung mit Frühstück |
Buchung über | Expedia |
Reisepreis pro Zimmer/ Reise | 187,18 € zzgl. persönlicher Verpflegung |
Unterkunft | Doppelzimmer |
Planungsdauer | drei Wochen vorher |
Gute Reise!
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